Ich kann dem Roman leider kaum eine Bergtour ausschlagen und so war gestern bereits um 03:00 Tagwache und um 03:15 Abfahrt nach Kals am Großglockner.
Vom Lucknerhaus ging es in gewohnt gemütlichen Tempo (langsam funktioniert einfach nicht) zur Stüdlhütte, welche wir gegen 7:45 erreichten (Zustieg 1:30h).
Nach einer schnellen Stärkung folgten wir dann dem Weg zum Stüdlgrat, querten jedoch noch vor dessen Einstieg westseits über das Teischnitzkees zur Einstiegsrinne der Grögerrinne, welche uns in ca. 45° steilem Schnee hinauf zur ‚Unteren Glocknerscharte‘ brachte.
Dort wurde dann der Eispickel verstaud und durch Cams & Keile ersetzt. Die Steigeisen durften an den Füßen bleiben und brauchen nun wohl eine Generalüberholung :).
Gleich nach der ersten luftigen Seillänge (man hat die steile Nordseite des Großglockner eigentlich immer unter sich) kam die erste Abseilstelle (ca. 15m) gefolgt von ein paar Seillängen in gutem Fels hinauf aufs ‚Teufelshorn‘ (3677m). Von diesem seilten wir uns am 60m Halbseil in einem Zug ab (nach ca. 20m befindet sich ein zweiter Abseilstand, welchen wir uns aber aufgrund der guten Verhältnisse sparen konnten) und stiegen über die Westseite hinauf aufs ‚Glocknerhorn‘ (3680m). Über dessen Westseite ging es relativ einfach hinab zur unberührten Grögerschneide, welche nordseitig steil zum Gletscher abfällt und südseitig über die Grögerrinne (45° Firn) erreicht werden kann. Von dort an wurde es dann mit der Routenfindung etwas schwerer, jedoch zeigten uns Kratzspuren am Fels, dass wir auf dem Richtigen Weg waren. In schöner Kletterei ging es über Schnee und Fels entlang des ‚Oberen NW-Grates‘ hinauf zum Vorgipfel und schlussendlich zum Gipfelkreuz des Großglockners, welchen wir uns mit lediglich zwei anderen Bergsteigern teilen mussten.
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fiel die Gipfelrast relativ kurz aus und wir machten uns über den Normalweg hinab. Vorbei an der Adlersruhe und der Stüdlhütte waren wir dann in weniger als drei Stunden wieder beim Auto und ich nach gesamt 20 Stunden wieder in Axams.
Wer die Einsamkeit sucht ist (gerade im August) am Glockner eigentlich an der falschen Adresse, kann sie aber dennoch finden. Am Nordwestgrat. Von der Schwierigkeit her kann man ihn (angeblich) mit dem oberen Stüdlgrat vergleichen, jedoch sind hier Zwischensicherungen und teilsweise auch Stände selbst zu legen, was das Ganze dann etwas interessanter und dadurch natürlich auch einsamer macht.